9. Lebensjahr: 10. Woche

Wenn ein Welpe eingezogen ist, verändert sich das Leben komplett. Ganz besonders für Ersthundebesitzer. Aber auch für langjährig Erfahrene ist es immer wieder eine Überraschung, was man im Laufe der Jahre, in denen man erwachsene, fertig erzogene Hunde um sich hatte, vergisst – oder sollte ich besser sagen „verdrängt“? 😉

Je nachdem, welche Sauberkeitserziehung der Welpe in den ersten 8 Wochen schon genossen hat, ist er schon fast stubenrein, hat also bereits beim Züchter gelernt, sich draußen zu lösen. Steuern können Welpen das noch nicht. Was raus muss, muss raus! 😉 Es kann bis zum 6. Lebensmonat dauern, bis sie Blase und Darm zuverlässig kontrollieren können. Bis sie verstanden haben, dass puschern draußen gut, im Haus aber nicht erwünscht ist, muss man den Welpen nach jedem Schlafen, Essen und Spielen (ggf. auch nachts, wenn er noch nicht durchschlafen kann, das ist wirklich RICHTIG anstrengend) nach draußen bringen und für das Lösen am richtigen Ort belohnen und ausgiebig feiern. Ich selbst bin ein großer Fan davon, dem Welpen lautstark und begeistert mitzuteilen, was er für ein toller Hecht ist. Das Selbstbewusstsein des Hundes kann nicht früh genug gefördert werden, auch wenn man dabei von anderen komisch angesehen wird. 😉

Ein eigener, eingezäunter Garten hat bei der Sauberkeitserziehung große, unschätzbare Vorteile. Er steht immer unmittelbar zur Verfügung, sprich man verliert keine wertvollen Sekunden (und die entscheiden ggf. über Erfolg oder Missgeschick), bis der Welpe draußen ist. Und wenn man ihn nachts nur im Pyjama bekleidet ohne Halsband oder Geschirr und Leine gesichert herausbringt, ist er nicht in Gefahr. Weder kann er anderen Hunden vor die Nase laufen, noch kann er überfahren werden. Darüber hinaus wird er dort auch in der Regel nicht abgelenkt, was den Prozess des Lernens vereinfacht.

Welpen pinkeln übrigens nicht aus Protest. Sie pinkeln im Haus, weil sie es nicht besser wissen oder können oder weil es angenehmer ist, als draußen im Kalten und Dunkeln zu puschern, noch dazu, wenn es vielleicht regnet. Wenn wir die Wahl zwischen einer Toilette in einem 5*****-Hotel und einem Dixi-Klo haben, nehmen wir doch auch liebe die Toilette im 5*****-Hotel, oder? 😉

Wenn der Welpe länger braucht, um Stubenreinheit zu lernen, darf man nicht verzweifeln oder gar grob zu dem Welpen werden. Manche sagen immer noch, dass man die Nase des Welpen in die Exkremente tauchen soll, damit er schneller lernt. Er lernt dadurch nur, Angst vor seinem Besitzer zu haben, sonst gar nichts! Wenn einmal ein Missgeschick passiert ist, kann man natürlich ruhig vor sich hinschimpfen, während man es beseitigt. Dem Welpen sollte man allerdings keinen Vorwurf machen, sondern ihn besser beobachten und schneller reagieren. Welpen zeigen in der Regel an, wenn sie mal müssen. Das kann in der Form gestehen, dass sie schnüffelnd einen geeigneten Platz suchen und bereits den Poppes dabei leicht einziehen. Oder sie setzen sich nach kurzer Zeit bereits vor die Tür. Nicht jeder Welpe gibt auch laut, wenn er mal muss. Deshalb ist beobachten wichtig. Ndoki Highlander, den wir „Sonny“ (wie Sohnemann, das ist eine eigene Geschichte…) rufen, wird zum Beispiel ganz aufgeregt und fängt wie wild an zu schnappen. Druck auf der Blase heißt bei ihm scheinbar Druck auf den Kiefer. 😉 So muss man lernen, die individuellen Zeichen des Welpen zu lesen, dann klappt es auch bald mit der Sauberkeitserziehung.

Wenn man selbst sehr stolz auf den jahrelang gepflegten Golfrasen im eigenen Garten ist, sollte man sich überlegen, wo der Welpe sich in der ersten Zeit lösen darf und da Abstriche in Sachen Rasen machen. Die Arbeit im eigenen Garten wird mit Welpe ein wenig anspruchsvoller, denn alles ist interessant. Der Rasenmäher, die diversen Arbeitsutensilien – alles muss begutachtet und erstmal in die Schnauze genommen werden. Der Welpe kann und will nicht alleine bleiben und daher muss er immer und überall dabei sein. Das ist ungewohnt und kann anstrengend sein.

Pflanzen und Schuhe sind bei Welpen beliebte Spielzeuge – sehr zur Freude ihrer neuen Besitzer. 😉 Daher ist es wichtig, alle vorhandenen Pflanzen im Haus und im Garten daraufhin zu überprüfen, ob sie giftig für Hunde sind. Falls sich dies bestätigt, ist erhöhte Wachsamkeit gefragt. Will man ganz sicher gehen, sollte man die Pflanzen außer Reichweite des Welpen bringen, bis er gelernt hat, dass Pflanzen keine Nahrungsmittel sind und auch nicht zum Spaß zerstört werden dürfen.

Ein Welpe erzieht zur Ordentlichkeit. Bis man ihm vermittelt hat, dass nur sein eigenes Spielzeug bzw. Kauartikel für ihn bestimmt sind, sollte man Schuhe, Fernbedienungen und alles, was er zerstören und ggf. verschlucken könnte, außerhalb seiner Reichweite aufbewahren.

Schlafen und ruhen ist für Welpen unheimlich wichtig, um Geschehenes zu verarbeiten. Aufdrehen können sie fast alle, das Kunststück ist es, ihnen Ruhe zu vermitteln.

BamBam zeigte sich bereits zu Beginn erstaunlich tolerant, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch, wenn er klare Grenzen setzte, verhielt er sich wie ein großer Onkel, der auf den Kleinen achtet und auf ihn aufpasst. So gut beschützt ist es natürlich einfach, die Welt zu erkunden. Hat man keinen erwachsenen Hund im Haus, liegt es an einem selbst, diese Rolle zu übernehmen und dem Welpen die große Welt zu zeigen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe!

Wenn die Großen sich mal zum Spiel herabgelassen haben, war Sonny der glücklichste Hund der Welt. 😀

Dreimal am Tag heißt es: „Ich habe Hunger!“ Man sollte dem Welpen die Möglichkeit geben, sich an einen festen Rhythmus zu gewöhnen. Bei uns gab es morgens um 7 Uhr, mittags zwischen 12 und 13 Uhr und abends um 19 Uhr eine Mahlzeit für den Welpen.

Ich habe jetzt viel darüber geschrieben, wie sehr sich das Leben des Neuhundebesitzers verändert, wenn ein Rhodesian Ridgeback Welpe – oder überhaupt irgendein Welpe – einzieht. Dabei sollte man nicht vergessen, dass all diese Veränderungen für den Welpen ebenso einschneidend sind. Von heute auf morgen ist seine Mutter nicht mehr da, um ihn zu beschützen. Seine Geschwister (und Sonny hatte 17 davon!!!) stehen nicht mehr rund um die Uhr zum Spielen zur Verfügung. Stattdessen muss er lernen, nicht in Arme, Beine und in das Gesicht seiner Menschen zu schnappen, denn denen tut das richtig weg und die sind in der Regel auch nicht so hart im Nehmen wie RR-Welpen. Er muss lernen, ein Halsband oder Geschirr zu tragen und ordentlich und ohne zu ziehen an der Leine zu laufen. Er muss lernen, sich beim Fressen manierlich zu benehmen, sprich einem den Napf nicht direkt aus der Hand zu reißen, wenn man Futter bringt. Auch soll er lernen, sein Essen freiwillig auf Kommando auszugeben und nicht zu verteidigen.

Er muss lernen, nicht zu kläffen (es gibt glaube ich nicht so viele RRs, die das machen, aber Sonny ist definitiv der bellfreudigste und lautstärkste RR, den ich bislang kennengelernt habe). Er muss stubenrein werden und vor allen Dingen – und das ist aus meiner Sicht das Allerwichtigste für ein tolles Leben mit dem Rhodesian Ridgeback – muss er lernen, Vertrauen zu seiner neuen Familie zu haben und sich bei ihr sicher und geborgen zu fühlen. Warum das so wichtig ist? Damit er immer dann, wenn ihm etwas unheimlich ist, er sich erschreckt oder er Angst bekommt oder vielleicht sogar einmal Panik hat, nicht davon rennt, sondern damit er Schutz bei seiner Familie sucht.

Er wird lernen müssen, auch bei schlechtem Wetter rauszugehen. Die meisten Ridgebacks und insbesondere Welpen, finden das scheußlich. Er muss lernen, im Auto mitzufahren, ohne dass ihm übel wird, er herumhampelt oder jault, damit man tolle Ausflüge mit ihm unternehmen kann.

Falls man zu Fuß unterwegs ist und längere Touren plant, sollte man den Welpen an einen solchen Wagen gewöhnen. Auch das kann er lernen. Wie man sieht, fand Sonny es ziemlich bequem, sich nach einem aufregenden Ausflug entspannt durch die Gegend fahren zu lassen.

Man kann ihn vorsichtig und mit viel Motivation und Spaß bei heißen Temperaturen ans Wasser gewöhnen. Bei diesen kleinen Ausflügen (wir sind mit dem Auto dicht drangefahren und haben ihn im Wagen geschoben) kann man hervorragend am Selbstbewusstsein des Welpen arbeiten. Ein selbstbewusster Hund hat es im Leben einfacher.

Danach ist Ausruhen angesagt. Lässig, der Kleine. 😀

Der Ansatz zu denken, dass man einem vorhandenen erwachsenen Hund einen Spielgefährten an die Seite gibt und dass dieser sich über den neuen Welpen im Haus ganz doll freuen wird, ist übrigens oftmals ein Trugschluss. Hier machen zwei erwachsene Rüden ganz klar, wo der Platz des Neulings ist – keinesfalls bei ihnen! Das erscheint grausam, aber wer teilt schon gerne freiwillig Ressourcen mit einem unbeherrschten, stinkenden und hektischen Welpen? Die wenigsten! Unsere beiden jedenfalls nicht.