Scout (Ayko vom Schwabenland) wurde am 14. Januar 1998 in Berlin geboren. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als wir uns das erste Mal über den Weg liefen. Der freche Welpe, der auf dem Hof des Hauses ein Stück Folie hinter sich herzerrte, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich nahm jeden Welpen aus dem Wurf auf den Arm und dieser kleine Hundemann schlabberte mir beim ersten Mal übers Gesicht. Da war dann klar: Das ist mein Herzenshund!
Wir konnten ihn sofort mitnehmen. Allein daran erkennt man eigentlich schon, dass wir bei keinem guten Züchter gelandet waren. Aber zum damaligen Zeitpunkt war mir das egal. Ich wollte endlich meinen ersten eigenen Hund haben.
Die Namensgebung war das zweite Kapitel in unserer Geschichte. Er benahm sich im Auto wie ein kleiner Tyrann, wollte den Schaltknüppel zerlegen, blieb nicht sitzen. So wollte ich ihn Tyrone nennen. Aber wir stellten schnell fest, dass das wohl niemand bei uns jemals richtig aussprechen würde. Also sollte er Taylor heißen nach Tim Taylor, dem Heimwerkerkönig 😉 Aber auch hier kamen dann merkwürdige Resultate heraus. Also überlegten wir weiter. Am zweiten oder dritten Tag saßen wir dann auf dem Fußboden und fragten uns, wie er denn nun heißen könnte. Caraboo wurde ja auch nach einem Filmtitel benannt (Prinzessin Caraboo) und dieser Tradition wollten wir treu bleiben. Da er wie ein Pfadfinder durch die Gegend marschierte und Fährten verfolgte, lag doch nichts näher als der Film „Last Boy Scout“. Und so hatte er schließlich seinen Namen weg.
Scout wurde also mein Hund. Er begleitete mich überall hin. Tauchte ich mal irgendwo ohne ihn auf, weil es nicht anders ging, wurde ich nicht zuerst begrüßt, sondern gefragt, wo denn Scouty sei. Er war mein Schatten.
Gemeinsam unternahmen wir die ersten Schritte in der Dummyarbeit. Denn mal ehrlich: So richtig Ahnung, was ich da eigentlich an der Leine hatte, hatte ich beim zweiten Labrador Retriever immer noch nicht. Von den Verkäufern der Welpen war da auch nichts zu erwarten. Als wir im November 1998 unseren Internetanschluss bekamen, machte ich mich auf die Suche nach mehr Informationen, stieß dabei auf die Retriever Mailing List und meldete mich dort an. Mitglieder sind Besitzer aller Retrieverrassen. Obwohl Scout keine VDH-Papiere hatte, wurde ich freundlich aufgenommen. Was dort an Fachwissen vertreten war, habe ich nirgendwo anders gefunden.
Ich lernte dort viel, besuchte auch mal ein Seminar. Der Nutzen war dabei für mich allerdings begrenzt. Da Scout keine vom VDH anerkannten Papiere hatte, konnten wir nicht an Prüfungen teilnehmen. So verbrachten wir unsere Freizeit einfach mit Training und hatten unseren Spaß dabei. Das Apportieren lag ihm im Blut und so konnten ich ihn rassegerecht beschäftigen.
Nicht alles, was wir erlebten, war schön. Ich machte Fehler als Hundeführer, ließ ihn mit den falschen Hunden zusammen, so dass er mehrfach gebissen wurde. Auf andere Rüden war er danach überhaupt nicht mehr gut zu sprechen. Es dauerte zwei lange Jahre, uns wieder so weit zu bringen, dass wir uns entspannt in einer Gruppe von freilaufenden, freundlichen Hunden bewegen konnten.
Er brach sich bei einem Spaziergang einmal ein Stück eines Gelenkknochens ab, das ich operativ entfernen lassen musste. Sonst war er sein Leben lang ein gesunder Hund, der einfach Freude bereitete und unser Leben unheimlich bereicherte.
Wir merkten ihm den Krebs nicht an. Noch am Wochenende vor seinem plötzlichen und völlig unerwarteten Tod apportierte mein Scouty wie ein Weltmeister. Auf dem Hundeplatz alberten wir noch herum, der Hundemann und ich. Es schien, als würde er niemals wirklich erwachsen werden.
Als er dann innerhalb weniger Tage stark abbaute, nicht mehr fressen und aufstehen wollte, brachten wir ihn am Mittwoch, den 5. Dezember 2007 in die Tierklinik. Zunächst hofften wir, dass er lediglich eine sehr schmerzhafte Entzündung der Bauchspeicheldrüse hat. Er sprach gut auf die Medikamente an und das machte uns Hoffnung. Wir hatten bereits seine Rückkehr geplant und wie wir ihn wieder aufpäppeln könnten. Ich besuchte ihn zweimal am Donnerstag und telefonierte von der Klinik aus noch mit Volker. Es schien ihm besser zu gehen. Er war erschöpft, brummte aber schon wieder einen fremden Rüden an, der ihm zu nahe kam, als er am Tropf lag. Als die Tierarzthelferin ihn abends am Ende der Sprechstunde wieder mitnahm, ging er zu der Glastür und drehte sich noch einmal zu mir um. Ich guckte in sein liebes Gesicht und versprach ihm, ihn morgen abzuholen.
Am Freitag kam dann er unerwartete Anruf. Es ging ihm wieder schlechter. Er würde nur apathisch in der Box liegen, hätte erbrochen. Nur eine Operation könnte ihm vielleicht noch helfen. Ich willigte ein und kurze Zeit später wurden unsere schlimmsten Erwartungen bestätigt. Mein Hundemann, die Hundeliebe meines Lebens hatte Darmkrebs. Für uns brach eine Welt zusammen. Er stand doch erst einen Monat vor seinem 10. Geburtstag! Mein Herzenshund sollte mich verlassen und plötzlich nicht mehr da sein.
Die behandelnde Tierärztin erklärte, dass der Krebs wiederkommen würde. Nicht morgen, aber in ein paar Wochen. Sie riet, ihn nicht mehr aufwachen zu lassen. So musste ich die schwerste Entscheidung meines Lebens treffen und einwilligen, ihn direkt in der Narkose einschläfern zu lassen. Als er starb, starb auch ein Stück von mir. Wir haben ihn am 7. Dezember 2007 begraben. Er fehlt uns jeden Tag.