Noch niemals war BamBam so lange von mir getrennt. Kein schönes Gefühl, aber in Anbetracht der in der letzten Woche geschilderten Umstände das Beste für seine Gesundheit.
Sonny, das muss man ganz klar sagen, genoss diese Zeit als Einzelprinz. Allerdings bemerkte ich bei ihm schon eine deutliche Verhaltensänderung. Während er zuhause in Begleitung der beiden Großen gerne mal den dicken Max macht, buk er in England kleinere Brötchen und blieb für seine Verhältnisse bei den Spaziergängen auch ziemlich dicht bei mir.
Das Leben im Hotel gefiel im gut. Das abgedeckte King Size Bett mochte er und die Hotelangestellten und die anderen Hotelgäste waren ganz vernarrt in ihn. Eine der Kellnerinnen kam aus Italien und musste ihren Hund bei ihren Eltern lassen. Sie vermisste ihn ganz fürchterlich und ich stellte ihr Sonny gerne zur Verfügung, damit sie ihn ordentlich knuddeln und immer wieder streicheln konnte. Auch andere Hotelgäste, die beruflich ohne ihre Hunde im Hotel waren, nutzen jede Gelegenheit, um ihn zu streicheln und mal ein Foto von ihm zu machen.
Das Frühstück im Hotel war englisch, allerdings gab es auch für den kontinentalen Magen etwas. Sprich Toast, Marmelade, Croissants, etc.
Wir machten lange Spaziergänge, denn das Wetter war zu meiner Überraschung überwiegend sonnig und warm. Sonny liebte es, vor der offenen Balkontür zu liegen und den Eingang sowie den Parkplatz zu überwachen. Nachts schlug er nur zu Beginn an. Nachdem ich ihm vermittelt hatte, dass es immer mal wieder passieren kann, dass nachts Gäste den Flur entlang laufen und man dann nicht immer lautstark bellen kann, war auch das für ihn ok.
Schließlich war Freitag und damit „unser“ Tag bei der Crufts. Der Ausstellungsmarathon begann schon am Donnerstag mit den „Working and Pastoral Breeds“. Dazu muss man wissen, dass die Einteilung der Gruppen in England, da Kennel Club und nicht FCI, anders ist. Während es in der FCI 10 Gruppen gibt, gibt es in England nur 7. Pastoral, Working, Hound, Terrier, Utility, Toy und Gundog. Die Unterscheidung erscheint für jemanden aus der FCI-Welt nicht immer schlüssig, aber genau so kann man das vermutlich auch andersherum sagen.
Da ich am Donnerstag schon als Besucher bei der Crufts war, hatte ich die Zeit, mal in die „Arena“ zu gehen, in der die Gruppen- und BIS-Wettbewerbe gerichtet werden. Auch, wenn der Ring im Verhältnis zur EDS in Kiev kleiner war, war er dennoch beeindruckend. Es ist eben „Crufts“!
Unter Rassespezialistin Lindsey Barnes (UK, Kennel Diamondridge) ließ Sonny sich weder von meiner Anspannung, noch vom riesigenDrumherum beeindrucken. Wie auch im letzten Jahr zeigte er sich von seiner allerbesten Seite. Ich hatte ihn in der Klasse „Yearling“ gemeldet. Hier dürfen, wie in unserer „Zwischenklasse“, Hunde bis zum Alter von zwei Jahren starten.
Auch hinsichtlich der Klassen unterscheidet sich England von der FCI-Welt. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Begriffe findet man auf dieser Website. Allerdings ist es gut, jemanden mit Ahnung zu fragen, da man in England sogar mit dem gleichen Hund mehrere Klassen bei einer Show melden kann. Wann man das machen kann, sollte man sich von einem Ortskundigen erklären lassen, bevor man eine (teure) falsche Entscheidung trifft.
Wir starteten gemeinsam mit sieben anderen Rüden. Sonny zeigte sich unbeeindruckt und überzeugte die Richterin schließlich von seinen Qualitäten. Sie belohnte uns schließlich mit dem 1. Platz in der Klasse Yearling! Damit hat er sich direkt für die Crufts 2019 qualifiziert! Was für ein gradioser Erfolg für unseren Youngster, der mit nur 21 Monaten schon die zweite rote Karte und Rosette mit nach hause nehmen darf!
Ja, das habe ich gerade gewonnen! Was für ein fantastischer Erfolg!
Richterberichte gibt es in England übrigens nur für die beiden Erstplatzierten einer jeden Klasse. Diese werden, sobald sie vom Richter eingereicht wurden, an entsprechender Stelle veröffentlicht und sind damit für jeden einsehbar. Insgesamt unterscheiden sich die Berichte von den FCI-Berichten, die man im allgemeinen kennt.Wenn ich es richtig beobachtet habe, hat Mrs. Barnes sogar Berichte für die ersten drei Platzierten geschrieben. Ich bin sehr gespannt darauf, welchen Bericht wir für Sonny erhalten werden.
Beim Lauf um das Challenge Certificate, das unter den männlichen Gewinnern aller Klassen ausgetragen wird, wurden wir nicht mehr berücksichtigt. Die Wahl fiel hier auf einen international ebenfalls bekannten und sehr erfolgreichen, erwachsenen Rüden aus Tschechien, der die mit 32 Rüden stark besetzte Open Class (vergleichbar unserer Championklasse) gewonnen hatte.
Letztendlich spielte das aber keine Rolle mehr. Ich war überglücklich über das erreichte und die direkte Qualifikation für das nächste Jahr. Ganz herzlich gratuliere ich allen Mitstreitern „in the cards“, wie die Platzierten in England genannt werden. Aber auch allen anderen Teilnehmern möchte ich gratulieren. Denn alleine die Tatsache, dass nur qualifizierte Hunde bei der Crufts starten dürfen, macht dies einfach zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Wir werden, wenn alles gut geht, im nächsten Jahr wieder dabei sein und freuen uns jetzt schon auf Wiedersehen mit vielen lieben Menschen.